Wie verstehen wir unser Zweigleben?

[Text für LeserInnen mit Vorkenntnissen in Anthroposophie; eine voraussetzungsfreie Selbstdarstellung finden Sie hier.]

Der

»Nikodemus-Zweig« der Anthroposophischen Gesellschaft

wurde an Michaeli 2010 feierlich begründet.

Die Arbeit dieses Zweiges erstrebt, den esoterischen Strom, der die Anthroposophische Gesellschaft seit der mit der Weihnachtstagung 1923*) gegebenen Mysterien-Zeitenwende durchziehen kann und soll, als fruchtbar und kulturwirksam zu erweisen, und zwar

  • bis in die konkreten Unscheinbarkeiten der in der Erkenntnisbemühung und Weltorientierung aufkommenden Anliegen des Einzelnen und
  • bis zu den Willensimpulsen (und zu dem damit gegebenen Abstimmungsbedarf) im Werden einer aus Idealen getragenen Gemeinschaftsbildung hin.

 

Folgerichtig gehört zur Arbeitsweise des Zweiges vornehmlich das Fragen beleuchtende Gespräch.

 

Im Gespräch nämlich nimmt das eigene Denken Anteil an dem, wie

  • Offenbartes über den Geist und
  • eigene auf Geistigem ruhende Erfahrung

im Bewusstsein des Anderen leben, und zugleich weiß man sich durch den Anderen im

  • intimen Entwicklungsprozess der ernsten Selbsterkenntnis

begleitet.

 

Studienarbeit und andere Veranstaltungen sollen zugleich den Charakter von

  • voraussetzungsloser und freilassender Hinführung wie den von
  • gegenüber dem Geisteskosmos verantwortungsvoller Vertiefung und damit von
  • Substanzbildung für spirituelle Initiative in Biographie und sozialem Handeln

haben.

 

Die in den Lebenserfahrungen der Einzelnen gewachsenen Möglichkeiten von

  • Einsicht (z. B. Werkkenntnis, meditative Erfahrung usw.)
  • Kreativität (z. B. künstlerisches Talent, künstlerische Weltauffassung) und
  • Innigkeit (z. B. soziale Sensibilität, religiöse Andacht)

strömen, sich gegenseitig anerkennend und fördernd, im Zweigleben zu einem Ganzen zusammen; dieses widmet sich dem Wesen Anthroposophia in

  • Themenstellungen,
  • Äußerungsformen und
  • Gestaltungen,

die dem Zeitgeist entsprechen.

 

Wir versuchen, dadurch einen wahrnehmbar ausstrahlenden Beitrag zu einem moralischen Klima zu leisten, das nicht nur

  • die Anthroposophie als zu eigener Zukunft fähig erweist, sondern vor allem
  • die Zukunft der allgemeinen Kultur durch Anthroposophie bereichert und zu sichern hilft.

 

Dass all dies erst ganz anfänglich gelingt, lässt uns im Bemühen unbeirrt.

 

 

 

 

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*): Siehe hierzu vor allem:

Rudolf Grosse: „Die Weihnachtstagung als Zeitenwende“
Neuauflage 2013₄ (ISBN 978-3-7235-1490-0)

 

Eine Nachbemerkung

«Diesen Unterschied der anthroposophischen Bewegung gegenüber anderen Bewegungen, den müsste man sich bestreben, der Welt klar zu machen: ihr Umfassendes, ihr Unvoreingenommenes, ihr Vorurteilsloses, ihr Dogmenfreies: dass sie bloß eine Versuchsmethode des allgemein Menschlichen und der allgemeinen Welterscheinungen sein will.»[1]

 

Die Anthroposophische Gesellschaft gliedert sich weltweit in Landesgesellschaften und regional in „Zweige“. Diese Zweige entwickeln unterschiedlichste Arbeitsformen.

 

In der Vielfalt dieser Arbeitsformen gibt es gemeinsame Nenner. Immer geht es um

  1. Pflege eines lebendigen, verstehenden Gedankenaustauschs zum Werk Rudolf Steiners
  2. Kennenlernen von geisteswissenschaftlichen Forschungsfragestellungen in den Fachdisziplinen und Praxisfeldern der beteiligten Zweigmitglieder
  3. Wechselseitiges Wahrnehmen des unverwechselbar Individuellen der einzelnen Zweigmitglieder
  4. Wahrnehmen dessen, „was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht“

und in vielen Zweigen

  1. Betrachtungen und anthroposophische Urteilsbildung im Hinblick auf Zeitereignisse und Gegenwartsfragen
  2. Pflege einer Gedenken- und Nachrufkultur hinsichtlich der Biographie von verstorbenen Mitgliedern und Freunden
  3. künstlerische Laienarbeit, z. B. in Eurythmie oder Sprachgestaltung.

 

Ein Entschluss zur Zweiggründung entsteht in der Regel dann, wenn eine Anzahl von Menschen

  1. einen bestehenden Zweigzusammenhang darin respektieren will, eine ihm selbst ungewohnte, diesen Menschen jedoch unbedingt gemäße Arbeitsweise nicht aufzunehmen und
  2. empfindet, dass die eigene, spirituell begründete Arbeitsweise im einheitlichen, aber niemals einförmigen Strom der Ideenbildung fehlen würde, wenn sie sich kein Forum schüfe.

[1] Rudolf Steiner, 19. August 1923

Kontakt:

Nikodemus-Zweig

℅ ViaVita
Pilgerpfad 30
64823 Groß-Umstadt

post@nikodemuszweig.de

 

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