Wie „tun“ wir Anthroposophie?

Was unsere Zeit braucht: Das wird häufig aus einer Defizit-Diagnose heraus verstanden.

Beispiel: Man konstatiert, dass „niemand mehr einfühlsam und mit bedingungsloser Wertschätzung des Anderen hinhören“ könne und dass aus „Kommunikationsmängeln“ Konflikte und Entzweiungen entstehen, und als Ersatz für das offenbar Verlorene werden psychologische Konzepte entwickelt [und lukrativ vermarktet!] wie „Empathie“ und „Gewaltfreie Kommunikation“, deren Wert hier gar nicht bestritten werden soll.

 

Was unsere Zeit braucht: Das kann aber auch beantwortet werden aus Anzeichen für in uns Menschen ruhende neue seelische Fähigkeiten. Denn Zukunft braucht Künftiges.

 

In diesem Sinne war Anthroposophie in der Geistesgeschichte bereits am Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts etwas radikal Zukunftsbezogenes, und diese Zukunft hat seitdem begonnen.

 

Nun ist – wie bei allen Wenden des Weltverständnisses, man denke nur an Galilëi – zu fragen: Wie werden wir Zeitgenossen diesem Zukünftigen gerecht? Wie können wir uns diesem Neuen gewachsen zeigen?

 

Dazu ist, entsprechend dem von Rudolf Steiner am 5. November 1919 formulierten „Motto der Sozialethik“, ein vom Gemeinschaftlichen getragenes Individuelles, das zugleich ein Gemeinschaftsbewusstsein im Einzelnen veranlagt, zu pflegen. Das geschieht in der Anthroposophischen Gesellschaft.

 

Wo dies in Zweigen versucht wird, da ist etwas anwesend, das man empfinden kann als eine in den Alltag hinein wirksame Bestärkung des Entwicklungswillens.

 

Für dieses Bestärkende offen zu sein und es einzubeziehen ist in unseren Gesprächen über Rudolf Steiners Äußerungen (Vortragswerk) unser tiefstes Anliegen. Daran teilzuhaben verlangt niemandem irgendein Bekenntnis ab.

 

Was Kenntnis der Anthroposophie anlangt: Einige von uns sind in Rudolf Steiners Werk zu Hause und gehen treu Schritte eines von ihm beleuchteten Weges. Sie fühlen sich dahin verpflichtet, das so Gewonnene freilassend weiter zu vermitteln und jeden «anthroposophischen» Begriff zu erläutern, wofern er sich nicht allen am Gespräch Beteiligten selbst erschließt. Dabei sind alle Teilnehmenden gleichermaßen Lernende.

 

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Dieser Text ist im Augenblick in Neubearbeitung — wir bitten um Verständnis.

Unser Selbstverständnis haben wir für LeserInnen mit Vorkenntnissen hinsichtlich

  • Anthroposophie
  • Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft und
  • von Rudolf Steiner dargestellter Zukunftsaufgaben

hier <Link> dargestellt.

 

Vorläufig sei hier ein Text von Rudolf Steiner eingefügt, der den Ursprung unseres Anliegens und zugleich dessen Ziel darstellt (aus: GA 260a):

 

«Der Anthroposophischen Gesellschaft eine Form zu geben, wie sie die anthroposophische Bewegung zu ihrer Pflege braucht, das war mit der eben beendeten Weihnachtstagung am Goetheanum*) beabsichtigt. Eine solche Gesellschaft kann nicht abstrakte Richtlinien oder Statuten haben. Denn ihre Grundlage ist gegeben in den Einsichten in die geistige Welt, die als Anthroposophie vorliegen. In diesen findet schon bis heute eine große Zahl von Menschen eine sie befriedigende Anregung für ihre geistigen Ideale. Und in dem Gesellschaftszusammenhange mit andern in dieser Richtung gleichgesinnten Menschen liegt, was die Seelen brauchen. Denn im gegenseitigen Geben und Nehmen auf geistigem Gebiete entwickelt sich das wahre Wesen des Menschenlebens. Deshalb ist es naturgemäß, dass Menschen, die Anthroposophie in ihren Lebensinhalt aufnehmen wollen, sie durch eine Gesellschaft pflegen möchten.


Aber wenn auch Anthroposophie zunächst ihre Wurzeln in den schon gewonnenen Einsichten in die geistige Welt hat, so sind das doch nur ihre Wurzeln. Ihre Zweige, ihre Blätter, Blüten und Früchte wachsen hinein in alle Felder des menschlichen Lebens und Tuns.
• Sie ruft mit den Gedanken, die Wesen und Gesetze des geistigen Daseins offenbaren, in die Tiefen der schaffenden Menschenseele hinein: und deren künstlerische Kräfte werden durch den Ruf hervorgelockt. Die Kunst erhält allseitige Anregungen. –
• Sie lässt die Wärme, die von der Aufschau zum Geistigen ausströmt, in die Herzen fließen: und der religiöse Sinn erwacht in wahrer Hingabe an das Göttliche in der Welt. Die Religion erhält eine tiefe Verinnerlichung. –
• Sie öffnet ihre Quellen, und der liebegetragene Menschenwille kann aus ihnen schöpfen. Sie macht die Menschenliebe lebendig und wird damit schaffend in Impulsen des sittlichen Handelns und der echten sozialen Lebenspraxis. –
• Sie befruchtet den Blick in die Natur durch die treibenden Samen der Geistesschau und macht dadurch aus dem bloßen Naturwissen wahre Naturerkenntnis.


Durch all das erzeugt die Anthroposophie eine Fülle von Lebensaufgaben. In die weiteren Kreise des Menschenlebens können diese Aufgaben nur gelangen, wenn sie von der Pflege in einer Gesellschaft ihren Ausgangspunkt nehmen.»

 

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*: Das hier angesprochene Ereignis fand in der Weihnachtszeit 1923 statt. Seine mysteriengeschichtlich radikale und zukunftbildende Bedeutung wird u. a. in dem hier verlinkten Buch von Rudolf Grosse dargestellt.

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